Exklusives Interview mit Martina Gillner Teil 2: Krebstherapie und Medizin
Im November konnten Sie bereits Teil 1 des Interviews lesen. Diesen finden Sie hier.
Heute geht es um Krebstherapie, das Verhältnis zur Medizin und vieles mehr.
Wie können Sie Menschen unterstützen, die an Krebs leiden?
Darauf gibt es keine einfache Antwort. An Krebs zu erkranken, bedeutet für die meisten Menschen mit unserer Endlichkeit konfrontiert zu werden. Damit muss sich jeder, müssen wir uns alle auseinandersetzen.
Susan Sonntag hat einmal geschrieben: „Krankheit ist die Nachtseite des Lebens, eine eher lästige Staatsbürgerschaft. Jeder, der geboren wird, besitzt zwei Staatsbürgerschaften, eine im Reich der Gesunden und eine im Reich der Kranken. Und wenn wir alle es auch vorziehen, nur den guten Ruf zu benutzen, ist früher oder später jeder von uns gezwungen, wenigstens für eine Weile, sich als Bürger jenes anderen Ortes auszuweisen.“
Es kann innerliche Konflikte auslösen, mit dem Land der Krankheit konfrontiert zu werden. An einem Tumor zu erkranken bedeutet nicht automatisch zu sterben, aber es bedeutet unweigerlich, sich mit Krankheit auseinandersetzen zu müssen. Aus der Situation krank zu sein, entstehen oft Probleme, z.B. ändern sich die Rollen, die wir in unseren Lebenssystemen innehaben.
Unsere nächsten Angehörigen müssen sich mit der neuen Situation auseinandersetzen. Das ist vor allem für Familien mit Kindern eine Herausforderung. Kinder vergraben oft ihre Ängste und Nöte. Sie wollen ihre Eltern oder nächsten Angehörigen nicht noch mehr belasten und verstehen oft nicht, was gerade mit ihren liebsten Menschen geschieht. Das gleiche kann aber auch für erwachsene Angehörige gelten.
Es gilt die auftretenden Probleme, die sowohl medizinisch, familiär, beruflich, gesellschaftlich als auch seelisch sein können, zu betrachtenund nach Lösungen zu suchen.
Wie Sie anhand der nur kurz beschriebenen Vielfalt der neuen Herausforderungen der Krebstherapie sehen können, gibt es keine generalisierte Antwort auf Ihre Frage. Jeder Mensch muss mit seiner Individualität angesehen werden. Es gilt den Menschen dort abzuholen, wo er steht und die für ihn passende Lösung mit ihm gemeinsam zu finden. Dabei biete ich, sowohl dem Betroffenen selbst, als auch den Angehörigen, meine Hilfe und Begleitung auf diesen Wegen an.
Heilpraktikern wird oft ein schwieriges Verhältnis zur Medizin nachgesagt. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Das kann ich für meine Person nicht sagen. Meine ersten Berufserfahrungen sammelte ich in medizinischen Bereichen, da ich sowohl auf einer chirurgischen, als auch auf internistischen Stationen lange gearbeitet habe. Nach wie vor bin ich sehr an medizinischen Weiterentwicklungen interessiert. Bedingt durch meinen Mann, der Facharzt für Allgemeinmedizin ist, verlor ich nie die Bindung an die Medizin und ihre Entwicklungen. Es muss klar formuliert werden, dass es Patienten gibt, die in eine rein ärztliche Behandlung gehören. Bezogen auf die Psychotherapie ist es ein wichtiger Teil der Tätigkeit eines Heilpraktikers für Psychotherapie, die Grenzen seiner Möglichkeiten zu sehen.
Doch sehe ich auch die vielen Grenzen unseres Gesundheitssystems. Hier stellen alternative Methoden oder ergänzende Berufsgruppen eine Vielfalt dar, das Spektrum der Möglichkeiten zu vergrößern. Es ist gleichgültig, ob ich mich im rein medizinischen Bereich aufhalte, im zwischenmenschlichen Bereich oder in einem anderen Gebiet. Immer muss sowohl die fachliche- als auch die Beziehungsebene stimmen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
Weitere Informationen zu den verschiedenen Therapien finden Sie unter PsychotherapieSeligenstadt.de